Künstlerinfos
Max Clouth Clan – Indian Jazz Guitar
2011 veröffentlichte Max Clouth seine erste Solo-CD. Die hieß schlicht „Guitar“ und darauf präsentierte der Frankfurter eine ganz individuelle Annäherung an spanische, indische und barocke Musik, solo und nur mit einer akustischen Gitarre interpretiert. Keine ausgedachte, sondern eine gewachsene, homogene Musik, im fernen Mumbai aufgenommen, wo es den mit Klassik, Flamenco, Jimi Hendrix und orientalischen Klängen sozialisierten, studierten Jazz-Gitarrist hingezogen hatte, um – ohnehin früh fasziniert von John McLaughlins Mahavishnu Orchestra und Shakti – tiefer in die Welt der indischen Musik einzutauchen. The Times of India lobte seine Musik als „great fusion“. Westliche Musik mit indischem Vibe, die er nun mit seinem elektrischen Max Clouth Clan ausgestaltet und in höhere Sphären trägt.
„Return Flight“ heißt das Album des Quartetts. Ein Titel, der für Clouth gleich mehrere Bedeutungen hat, Flug, Flucht und den Lauf der Dinge beinhaltet, ein Hin und Zurück – zentrales Thema: Unterwegs sein. Mit T.L. Mazumdar, dem in Kolkata geborenen Sänger und Keyboarder des Clans, hat Clouth einen Mitstreiter gefunden. Der Sohn eines weit gereisten Ärzteehepaars wuchs in vier Städten auf drei Kontinenten, in Indien, Nordafrika, England und Deutschland auf. „Er hat quasi die umgekehrte musikalische Sozialisation genossen“, lacht Clouth. „Ich finde es schön wenn etwas nicht den Klischeevorstellungen entspricht.“ So wird man in T.L’s Spiel auch keine Sitar- oder Tabla-Samples finden. Subtil, nicht plakativ ist die Devise. Nur einmal erklingt die indische Langhalslaute mit ihren so typischen flirrenden Borduntönen. Im Titelsong der Platte, gespielt von Hindol Deb. Und eins von zwei Vokalstücken auf „Return Flight“, in Bengali gesungen, heißt „Charukeshi“, der Name einer Raga, die auch Basis dieses Stücks ist. Was man nicht auf Anhieb hört. „Max Clouth ist einer der wenigen Gitarristen, deren Sensibilität und Offenheit der Musik und anderen Kulturen gegenüber einem nicht sofort ins Auge springt, sondern eine Weile braucht, um wahrgenommen zu werden“, kommentiert Mazumdar. „Für mich ist das ein Zeichen von künstlerischer Authentizität.”
 Wir lernen: Glaubwürdigkeit bedeutet nicht, nur in der eigenen Kultur verhaftet zu sein.
Genau das dokumentiert „Return Flight“ wie schon „Guitar“ zuvor, allerdings hier im Bandkontext mit Bassist Timothy Roth (für die Tournee ersetzt ihn Markus Wach) und Schlagzeuger Martin Standke und mit ausgesuchten Studiogästen wie Shruti Ramani (Gesang auf „Noon Tune“), Michael Wahab (Tabla), Percussionist Ziya Tabassian (Riq), Jason Schneider (mit Trompete und Flügelhorn – ätherisch-nordisch wie Nils Petter Molvær) und Christopher Herrmann. Dessen Cello erklingt im Finale des Albums, „Sanju's Waltz“, für Clouths kleine Tochter, deren Lachen das Wiegenlied eröffnet. Ein barock anmutender Walzer, der swingt wie Gypsy Jazz, zu dem der Gitarrist scattet. Auf einem Zuhör-Album wie „Return Flight“ gönnt Max Clouth sich und den CD-Käufern eine kleine Pause mit dem groovigen „Disco Stu“ („Nicht 100% ernst zu nehmen.“). Nicht minder überrascht „Kusadasi Kelim“, tatsächlich nach einem Teppich benannt und von türkischer Kunstmusik animiert, die Clouth durch den Baglama-Virtuosen Deniz Köseoglu kennen lernte.
„Return Flight“, das ist moderner Jazz mit indischem Gewürz und einem großen Potential, Zuhörer überall auf der Welt zu berühren.
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